Bewegende Momente, kuriose Augenblicke und ausgefallene Situationen,
gepickt mit jeder Menge Emotion und einer Prise Selbstironie.
In meinem Blog gebe ich nicht nur einen kleinen Einblick in meine Erlebnisse als freie Traurednerin,
ich lasse Sie auch teilhaben an meinen persönlichen Gedanken, an allem,
was mir wichtig ist und mich im Herzen berührt.
So lernen Sie mich jetzt schon ein bisschen besser kennen und vielleicht auch mögen ...
Ich wünsche Ihnen viel Spass beim Lesen!
Ihre Nicole Decker-Paxton
Lieber Valentin,
Du kennst Venedig nur aus dem Spidermanmovie, bsitzt kein Rosen-Dauerabo und auf dem Eifelturm krallt sich die heimtückische Höhenangst Deine Knie udn lässt sie kräftig schlackern. Nein, Du bist auch kein Mann der großen Worte, aber definitiv der kleinen Gesten. Im Winter stehst Du zehn Minuten früher auf, um meine Scheiben freizukratzen. Was bleibt, ist dieses Miniherz links oben auf der Fahrerseite. "Gleich bringst Du wieder mein Herz zum Schmelzen," sagst Du dann und grinst, wenn ich damit wegfahre.
Im Frühling gräbst Du mein heissgeliebtes Kräuter- udn Gemüsebeet um, weil unsere Spagetti mit den gepamperten Tomaten so viel besser schmecken. Im Sommer fährst Du nach der Arbeit einen Umweg, weil es nur bei diesem einen Eiscafé die Cookie & Cream-Sorte gibt, bei der die Schokostückchen ganz besonders crunchy sind.
Und im Herbst? Da schleppst Du für unseren Kaminofen gefühlt eine Tonne Holz ins Haus, weil mir die Wärmflasche nicht mehr einheizen kann udn das Pummeleinhorn auf meinen Kuschelsocken längst aus dem letzten Loch pfeift ... Danke Valentin, dass ich in Deinem Herzen nicht nur am 14. Februar in Reihe EIns stehe, sondern auch die restlichen 364 Tage ganz weit vorne bin!
Deine Valentina
Und Mädels: In jedem Mann steckt ein Valentin. Ja, ich wei´ß, manchmal kuschelt er sich unter viele grummelige, wortkarge und eigenbrödlerische Schichten. Ihr müsst nur tief genug graben, ihr findet ihn schon!!
Happy Valentines Day!
Die passen doch gar nicht zusammen. Stimmt. Alles andere wäre glatt gelogen. Mein Mann und ich sind nicht nur verschieden. Wir sind krassgroß unterschiedich. Während ich immer noch meine Bettflasche durchs Haus trage, trägt er bereits seine Shorts und schnauft: "It´ s hot in here!" Die ist übrigens grundsätzlich einfarbig bis keinfarbig in schwarz, grau und allen Shades of NATO, während ich nur die vollreife Beerenfarbpalette an meine Haut lasse.
Das i-Tüpfelchen unserer Verschiedenheit versteckt sich aber hinter unseren Lieblingsmotiven: Der Punisher, der mich auf den Shirts meines Mannes verfolgt und damit regelmäßig mein zartes, goldfarbenes Polopferdchen von meiner Beerenshirt-Koppel treibt. "Huch!" rufen wir fast zeitgleich, wenn Punisher Paxton um die Ecke biegt, in sein Auto steigt und mit Rammstein die letzte Maus aus den Löchern hämmert. Und damit sitzen wir schon krass mittendrin im Unterschied. Mein staubbedecktes Gefährt ist eine raffinierte Komposition aus Pferdestallaroma, gepaart mit einer Brezelkrümel-Auffangstation udn garniert mit den Überresten des letzten Sommertagsumzuges. Hier lebt und bewegt sich eben alles und das zu softem Lionel Richie-Geschmuse ... Nun, beim Punisher wäre auch gar kein Platz für so viel Gezappel. Den veranschlagt schon penetrant die extragroße Shine-Brigt-Putzkollektion, die seinen Kofferraum komplett belagert. Schließlich weiß man ja nie, wann der Hochglanz-Notfall eintrifft.
So langsam schleicht sich ja dann doch mal diese eine Frage zwischen die Pferdebox und den Putzhelden: Warum funktioniert das mit euch? Weil der grummelige Punisher dem Polopferdchen die Dämonen vom Leib hält und es wiederum seine schwarz-weiße Welt ein bißchen (lila-)farbener macht. Weil es ihm frech ein Lächeln zwischen sein Skelettgebiss pinselt und er es einfach auf den Arm nimmt, wenn es vom vielen Ideen-Hinterherhecheln wieder völlig außer Atem ist. Dann poltert der Punisher sanft: "It will be allright" oder in der Polopferdchensprache: "Alla hopp, alles wird gut ..."
"Das kann nicht gutgehen," jammert die Vorsicht, "wie soll das denn funktionieren?" schimpft die Vernunft und "auf gar keinen Fall" ruft der Verstand. Und plötzlich steht die Liebe vor all diesen nörgelnden V-Wörtern, sammelt ihre Fragezeichen ein und wischt sie kurzerhand vom Tisch.
Weil Gefühle nie Fragen stellen und damit auch keine Antworten suchen. Weil sie im Hier und Jetzt leben und nicht wissen wollen was in zehn oder zwanzig Jahren vielleicht, möglicherweise oder eventuell sein wird. Weil sie keine Absicherung, keine Garantie oder gar ein Rückgaberecht brauchen.
Die Liebe stupst uns mit einem "Bähm!" in usnere Seite, besetzt in einem Wimpernschlag penetrant unsere Herzen udn organisiert ganz nebenbei die schönste Demo der Welt: Einen Sitzstreik aus Sehnsucht, Streicheleinheiten und dieser Magie, für die man noch nie eine Genehmigung brauchte udn die uns ganz legal süchtig macht. Ja, sie schert sich so gar nicht um Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder Nationalität.
Das schönste Beispiel?
Heidi und Tom. Als ich dieses Foto gesehen habe, musste ich grinsen. Werft einen Blick in ihre Augen, auf ihr Lachen und ihre Berührungen. Dahinter kuschelt sich pures Glück und wisst ihr, warum genau in diesem Moment alle "Abers" dieser Welt nur noch rosarot sehen!
So eine Hochzeit ist ganz schön teuer, sehr teuer, viel zu teuer und deshalb lohnt sich da schon mal das eine oder andere Gespräch mit ehrgeizigen Sparern und schlauen Füchsen. Blicken wir doch mal hinein in einen solchen Hochzeitsplausch. Wir nennen sie einfach Braut Mia-Sophie und Brautmutter in spe Biggi.
Da zeigt die Tochter ihre Instagramträume, die ihre Mama als Hirngespinste und Flausen gleich vom Tisch wischt. Denn eigentlich ist ja alles schon irgendwie da udn kostet nur einen Freundschaftsappel und ein Familienei - das Brautkleid, der Fotograf, die Traurednerin, die Sängerin und sogar die Blumen.
"Ich will ein Vintagekleid mit Häkelspitze," schwärmte Mia-Sophie mit hochglanzpolierten Augen. "Vintage? Kriegst Du, mein Brautkleid von 1979 ist noch top in Schuß und die Häkelbordüre macht Großtante Edde und die nähen wir einfach unten drumherum." Die sich inzwischen leicht rotverfärbten Bakcen des Nachwuchses bekamen jezt die ersten Panikflecken.
"Aber Mama, so ein Kleid muss auch in Szene gesetzt werden!" "Eine Szene macht schon Deine Cousine Marie-Louisanne und außerdem hat Onkel Erwin auch eine gute Kamera und das neue Blitzgerät macht ganz tolle helle Bilder udn wenn der Erwin dann noch ganz vorne sitzt, dann bekommt der alles mit aufs Bild." Auch bei Mia-Sophie machte es gerade klick-klick als sie deses in die Jahre gekommene Familienstück vor sich sah.
"Ich will aber eine Traurede, die nur von uns handelt." "Papperlapapp," rief Biggi, "das macht die Mimi. Du weißt schon, die hat doch bei Oma Friedl zur goldenen Hochzeit die Geschichte mit den zwei verliebten Mäusen erzählt. Hach, ich freue mich schon, die wieder zu hören. Ich kann mich noch so gut daran erinnern."
Jetzt witterte Mia-Sophie ihre Chance und griff ganz tief in die Hochzeitstrickkiste: "Ich will aber All of me von John Legend hören." "Tante Moni kann aber nur Hallelujah, das ist auch eine Legende und damit hat sie immerhin 1972 mit dem SC Singschön die goldene Stimmhenne gewonnen. Kind, man muss auch mal Kompromisse machen!"
"Und die Blumen, Mama?" setzte die Tochter nochmals mit kleinlauter Stimme an. "Was die für dieses Gestrüpp heutzutage verlangen, das ist ja unverschämt! Jetzt zahlt sich endlich mal aus, dass Dein Vater jeden Tag stundenlang den Rosenbusch hinter unserem Gartnhäuschen pflegt. Die roten Rosen passen perfekt zu dem Efeu, das immer so penetrant von den Müllers rüber wuchert. Ach Schätzchen, das wird so schön!" schwärmte die Mama.
Ja, man kann ziemlich viel sparen und gerade deshalb an seinem großen Tag ganz schön arm aussehen ... Aber ich bin mir sicher: Mit diesem reichen Erfahrungsschatz wird es zumindest "das nächste Mal" umso schöner!
"Darf es ein bisschen mehr sein?" "Unbedingt," würde man an diesem magischen Ort antworten. "Und packen Sie es bitte gut ein, damit es ja lange hält." Es ist die literarische Heimat der Liebe - das Casa di Giulietta in Verona. Jener klitzekleine Balkon in diesem ebenso klitzekleinen Hinterhof, unter dem Romeo vor sich hinschmachtete udn seine Julia sehnsüchtig auf ihn wartete.
"So ein Kitsch," schreien jetzt die einen, "das ist doch alles erstunken und erlogen," rufen die anderen. Genau udn ihr habt auch alle so recht. Natürlich weiß (fast) jeder, dass Shakespeare nie in Verona war, daß er nie hier stand wie ich mit gefühlt weiteren 1.000 Touris. Natürlich wissen wir, daß es bei Julia vieles gab, aber keinen Balkon und dieser schon gar nicht.
Und jetzt schmuggelt sich das ABER in diese Kitschkiste und das ist so gigantisch groß, daß es sogar bei meinem sehr pragmatisch veranlagten Lieblingsmann eine romantische Schwachstelle freilegte: Die Liebe.
Denn die Luft flimmerte hier vor Liebe. Sie blinzelt Dir auf jedem einzelnen Stein, aus jeder winzigen Fuge und jedem noch so hohen Balken entgegen. All diese Millionen Liebesbotschaften, Herzen und Namen, die Dich umarmen, weil sie irgenwie überall neben Dir, über Dir und um Dich herum sind und Dir zurufen: Wir glauben an die Liebe und ihre große Magie. Und das ist der eigentliche Mythos, nicht Romeo udn Julia, sondern die Liebe, die hier so intensiv zu spüren ist wie an keinem anderen Ort. Und so denke ich beim Hinausgehen: "Ich will unbedingt und ohne Widerrede eine Riesenportion davon und ich werde sie wundergut verpacken in meinem Herzen, damit sie nie vergeht ..."
"Und es war einmal eine gute Fee ..." - so fingen meine Lieblingsgeschichten an, als ich ein kleines Mädchen war. Manchmal hat man Glück und sie werden fortgeschrieben, wenn man schon groß ist und längst nicht mehr in dieses Glitzerkostümchen mit den hauzarten Flügeln passt.
Denn da lag plötzlich dieser Feenfunkelstab vor mir. Wie er da hinkam, weiß niemand so genau. Aber er war da und blickte mich immer wieder an und so verfingen sich meine Fragen in ihm. Da kam meine kleine Assisstentin zu mir und sah das silberne Feenwerkzeug und wusst wie immer die Antwort: "Mami, Du bist doch eine gute Fee. Denn Du verzauberst Deine Brautpaare!"
Sie hat wohl wieder mal recht, eigentlich wie immer, weil sie eine alte, weise Seele besitzt und so lächelte ich und nickte leise, denn da sah ich sie vor mir, all die vielen Brautpaare, die hier schon in meiner kleinen lila Hochzeitsstube saßen. Ich konnte ihre leuchtenden Augen sehen, als ich sie in ihren Gedanken durch ihre eigene Zeremonie geführt habe. Als sie diese ersten Schritte zu zweit Richtung Zukunft gegangen sind. Ich konnte die ersten Vorfreudentränen erkennen, die sich dort spiegelten und ich konnte das Glück fühlen, das gerade wie ein aufgeregtes Funkenmariechen zu tanzen begann.
Ja, es musste wohl dieser Feenstaub sein, der da ganz leise in ihre Augen rieselte und sie sofort verzauberte. "Ich werde Dich wohl behalten," flüsterte ich dem Funkelstab zu, "denn was wäre eien gute Fee ohne Dich`?"
Ich bin außer mir, weil mir die Vorfreude wieder mal ziemlich frech auf der Nase herumtanzt. Ich könnte mit diesen kleinen Flattergefährtn um die Wette springen, die gerade in meinem Bauch einen wilden Lambada aufführen und dabei so gar nicht müde werden.
Noch 32, 31, 30 Tage, dann, ja dann ist es nur noch einen Moant bis ich auf diesem vermutlich nie enden wollenden wei´ßen Teppich einen zittrigen Fuß vor den anderen setzen werde und ich ihn erblicke. Wie wird er aussehen? Wird sein Gesicht ein Spiegel von meinem sein? Werden mir seine Gefühle entgegenlachen, mich schon von weitem umarmen oder gar meine Knie in zartweiche Butter verwandeln?
Oh, dieses vorfreudige Aufgeregtsein, dieses verrückte Herzklopfenzählen, dieses Ich-kann-nicht-mehr-abwartenGefühl - wie genieße ich jede einzelne Sekunden davon! Danke, daß ihr meine treuesten Begleiter seid! Ich werde euch ganz fest verpacken und an meine Erinnerung schicken.
Noch mehr Vorfreude gibt es für alle Ja zu Dir-Brautpaare mit der exklusiven Vorfreude-Kiste. Damit ihr diese ganz besondere Zeit noch intensiver erleben könnt!
Ja, man hatte mich gewarnt. Ja, ich wusste, wer da kommen würde udn es war jemand von der ganz harten "Das-mag-ich-aber-nicht"Gegenfront: Oma Luise.
Schon bei unserem Traugespräch mit Anke und Florian haben ihre Aussagen alle Alarmglocken in meinen Ohren laut geläutet: "Nur wer sich ind er Kirch trauen lässt, ist auch wirklich verheiratet!" oder "eine freie Traurednerin`? Welcher Sekte gehört die denn an?"
Ja und dann kam der große Tag und mit ihm dieses "Ich-weiß-nicht-was-mich-gleich-erwartet"-Kribbeln. Mit ihm stöckelte ich in meinem roséfarbenen Spitzenkleidchen und meinen Glitzer-Highheels Richtung Traulocation und hatte wie gewohnt mit einem schwarzgewandeten Gottesdiener so rein gar nichts gemeinsam.
Schon von weitem sah ich sie: Ganz vorne sa´ß sie - Oma Luise, eine kleine, sehr zierliche, weißhaarige Frau mit einem ebenso sehr treffsicherem Blick. "Ah, Sie müssen Oma Luise sein!" flötete ich ihr aufmunternd entgegen. Es perlte emotionlos an ihr ab, um nicht zu sagen, es verzog sich kein Mundwinkel, dafür fixierten mich ihre Augen und folgten mir bei jeder Bewegung. Ja, sie hatte mich - und ließ mich nicht mehr los.
Und so ging es durch die Zeremonie und Oma Luise unverändert reglos mit uns bis zu diesem einen Moment: Als ganz plötzlich nach dem Eheversprechen etwas völlig Unerwartetes passierte - da verschwand diese unsichtbare Mauer um die alte Dame. Stein für Stein, einer nach dem anderen bröckelte und traf sie auf ihr Lächeln und es blieb. Bis zum Schluß.
Und danach? Kam sie zu mir und ich gestehe: Auch jetzt war die Schnappatmung mein bester Freund. Da sah sie zu mir auf, blinzelte erst diese unverschämt hartnäckigen Freudentränen aus ihren gar nicht mehr so gestählerten Augen udn nahm dann meine Hände in die ihren. "Kind, das war die schönste Trauung meines Lebens und ich bin schon alt!" sagte sie. Ich fühlte mich nicht nur schlagartig um mindestens 20 Jahre straffer, nein, allen Gegnern, Zweiflern udn Nörglern wurden jetzt die Segel aus ihrem Gegenwind gerissen. Denn Oma Luise hatte es gefallen!
Mehr geht nicht, oder? Doch! "Versprechen Sie mir etwas?" fragte sie mich fordernd. Nun, etwas blind versprechen, ohne zu wissen, was, fällt mir immer zugegeben etwas schwer und so kam mein "jaaa" auch sehr langsam und zögerlich. "Hören Sie nie, nie damit auf!" befahl sie mir und ging mit diesen Abschiedworten schnurstracks umd ide Ecke. Und spätestens jetzt waren Oma Luise und die lila Traurednerin selig lächelnd doch einer Meinung.
Nun war er also da, der Moment, in dem ich mich aus meinem lilafarbenen Spitzenkleidchen pellte und dafür das kleine Dunkelrote überstülpte. Als ich vor dem eleganten Hofgut ins Auto stieg und vor der coolen Metalbude wieder ausstieg. Als mich erst ein schwarzgekleideter Bodyguard mit seinem Scannerblick einem Vollkörperbodycheck unterzog udn ich dann entschuldigend flötete: "Ich bin (nur) die Traurednerin," oder auf gutdeutsch eigentlich meinte: "Ich habe keine Waffen, kein Pfefferspray und auch sonst keine anderen gefährlichen Dinge in meiner Traumappe, außer vielleicht meinen Worten ..."
All das sagte ich natürlich nicht, wenn ich wollte ja nicht im Focus weiterer düster gekleideter Herren stehen, die vielleicht an diesem Tag einen anderen Job hatten als Spaß zu machen. Und so nahm ich brav mein "Einlaßticket" entgegen udn hängte es beim Betreten der etwas anderen Hochzeitslocation um den Hals, als mich im Nacken ein leichtes Kitzeln begleitet von ungeduldigem Schnauben traf. Schlagartig klappte die Erinnerung aus meinem Gedächtnis, ich drehte mich zaghaft um und blickte ganz langsam dosiert nach oben. "Du schon wieder!" fauchte es zwischen diesen immer noch so tief dunkelroten Augen heraus.
Da war er also wieder, das Wahrzeichen des Flaming Stars, der schwarze Bulle, und er hatte mich offensichtlich nicht vergessen. Schon im Internet konnte er meine Anwesenheit auf "seiner" Webseite nur widerwillig dulden, schließlich passte die lila Traurednerin auf seinen BBQ-Grill wie die Creme Brulee auf den Burger. Frech wie ich bin, grinste ich ihm zwischen seine Hörner, drehte mich wieder um und machte das, warum ich da war: Mein Metalpaar Janine und Sören glücklich verheiraten.
Und er? Behielt mich die ganze Zeremonie fest im Blick, pflanzte seine glutroten Augen auf meine Stirn und verfolgte jedes Wort mit seiner männlichen Bullenkraft. Und während ich bei meiner Verabschiedung schon mit einem bösen Schnauben, wütenden Zischen oder tierischen Kraftausdrücken rechnete, sah ich plötzlich wie sich sein rechtes Nasenloch ganz leicht fibrierend anhob, im rechten Auge ein kleiner Tropfen keinen Halt mehr fand und langsam Richtung Boden plumpste. Jetzt zuckte die Traurednerin kurz zusammen, absolut nichts ahnend, was passieren sollte: "Du kannst mich Bully nennen ..."
Ja, die Liebe ist ein Wunder und sie begegnet uns immer dort, wo wir nicht mir ihr rechnen ...
Ein kleiner Tipp für all diejenigen, die ihn noch nicht kennen - lesen Sie auch Teil 1 zu diesem Blogartikel unter "Kein Schloß, dennoch Prinzessin." Es sit die Vorgeschichte. Viel Spaß!
Und da ist er wieder, es beginnt langsam im Nacken, wenn jedes einzelne feine Härchen erwacht, sich dabei streckt und sich dann alle bei der Hand nehmen, um den restlichen 2.398 Gleichgesinnten erst auf den Schultern, dann auf dem Rücken bis hinunter in die Taille zuzurufen: "Die Braut kommt, steht alle auf!" Und das tun sie dann auch und wir fühlen dieses Kribbeln, diesen leichten Schauer, der sich auf den Weg macht, wenn SIE vorne steht und bereit ist, ihrem größten Moment entgegenzuschreiten.
Und dann sehen wir nach links und blicken in SEIN Gesicht, wie erst die Mundwinkel ganz leicht zu beben anfangen unn dann seine Lippen stolz lächelnd "meine Frau" flüstern, wähend sich in seinen Augen langsam kleine Tropfen zu einer Freudenpfütze versammeln. Genau jetzt verschwendet die Traurednerin genüsslich eine Erinnerungssekunde an jenen Moment, wo ER im Traugespräch tausendprozentig sicher verkündete: "Ich und Tränen? Eher fällt der Mount Everest um!" Und dann gab es plötzlich dieses laute Rumpeln und Poltern im Hintergrund ich musste lächeln ...
Liebe Brautpaare, gönnt euch (und mir) diesen Gänsehautkribbel-Moment! Er ist einfach unverschämt toll und mit nichts zu ersetzen!
Eine Ja zu Dir-Braut 2036? Auch, wenn Sie jetzt vermutlich denken, ich verteile schon Flyer in Kindergärten oder Grundschulen, nein, in diesem Fall hat "die Braut" - auch als meine kleine Assistentin bekannt - selbst beschlossen, da´ß sie 2036 heiraten wird. Dabei spielen völlig unwesentliche Dinge wie die Wahl des Bräutigams momentan keine tragende Rolle, denn "den finde ich schon noch", meint sie.
Eines weiß Sie aber schon ganz genau: Mami wird ihre Traurednerin. Meine durchaus berechtigten Einwände, daß mein bis dahin eventuell benötigter Rollator auf ihrem schneeweißen Trauteppich deutlich sichtbare Spuren hinterlassen könnte, wischte sie buchstäblich mit einem "Mami, Du bist doch noch frisch!" von der Auslegeware. Geschmeichelt wollte ich erst einmal nicht widersprechen, macht auch in der Regel sowieso keinen Sinn, weil darauf immer ein "aber" folgt.
Und wenn ich nun doch einen Frischekick brauche und sich dann die Schläuche meiner mobilen Sauerstoffbar in ihrem Kleid vergangen? Schließlich könnte mir ja zwischen Jawort und Eheversprechen kurz die Luft weg bleiben und ich brauche dann schnell einen Schuß mit hochprozentigem O-Zwei. Auch das winkte sie lässig vom Tisch. Ich hatte einfach keine Chance, mich hinter ihrem fiktiven Hochzeitsschleier zu verstecken. Vielleicht werden Mamis einfach nie wirklich alt und sie sind in den Augen ihrer Kinder vor allem eines: unersetzlich. Im diesem Sinne: Hochzeitssaison 2036 - here I am! Old, but still fresh!
Um mal ehrlich zu sein: Mit meinen eleganten Spitzenkleidchen in allen möglichen Lila-, Grau- und Nudeschattierungen sowie den Glitzer-Highheels schreie ich geradezu nach einem Locationtyp: Schloß, Wein- oder Landgut. Meine Rufe werden auch regelmäßig erhört und so führe ich freie Trauungen im edelsten Ambiente durch, was ich auch wahnsinnig schön finde.
Doch hin und wieder verirrt sich auch ein ganz anderes Brautpaar auf meine Webseite, eines, das Lila nur als Schokolade an sich ranlässt und bei denen Metal kein Werkstoff, sondern Streicheleinheiten für die Ohren sind. Ja, genau so eines wollte mit mir heiraten, mit mir, der lila Traurednerin.
"Oh, da ist etwas ganz anders!" sprudelte es ziemlich spontan aus mir heraus als ich die Webseite ihrer Location öffnete, schließlich sprangen mich erst einmal zwei feuerrote Bullen mit großen Augen auf tiefschwarzem Hintergrund an. "Was willst DU denn hier?" schienen sie mich anzubrüllen und ich wisperte fast kleinlaut: "verheiraten ..." Also alles in allem so gar keine Webseite mit romantischen Impressionen in soften Pastelltönen, keine zuckersüßen Hochzeitstortenkreationen, keine lievebollen Kußarrangements. Stattdessen Bier, Burger und Bänke. Und Ich? Fand es spontan klasse!
Vor kurzem habe ich die beiden auch persönlich kennengelernt und dabei wurde schnell klar: Nein, die Braut wird kein Weiß tragen und die Traurednerin auch kein Lila, es gibt kein Märchenschloß, keine Kutsche und wohl auch keine Hochzeitstäubchen. Weil man das auch alles nicht wirklich braucht, um sich dennoch wie eine Prinzessin zu fühlen. Denn Liebe und Romantik steckt vor allem in einem: in unseren Herzen ...
Dann hat es Ihnen (wahrscheinlich) gefallen.
Sie haben beim Lesen gegrinst, vielleicht zwischendurch auch gelacht,
"genau so ist es" gedacht und manchmal dabei genickt.
Vor allem haben Sie aber sicher eines gespürt:
Die Frau ist nicht auf den Mund gefallen und weder wort- noch sprachlos.
Also sollten wir uns doch mal kennenlernen, oder?